Bergwanderung im Rätikon 22. - 25. August 2003



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Freitag, 22. August 2003

Um fünf Uhr holte mich Hermann zu Hause ab. Josef war schon im Auto. Ich lud meine Sachen ein und wir fuhren über Bitburg zum Rasthaus Meilbrück, wo Matthias und Penoorie Sherpa auf uns warteten. Unsere weitere Wegstrecke führte uns durch die Pfalz nach Karlsruhe. Hier nahmen wir die Autobahn nach Stuttgart und weiter über die A 8 in Richtung Ulm. Von dort ging's über die A 7 bis nach Memmingen, wo wir in Richtung Lindau abzweigten. Durch den Pfänder Tunnel und die folgende Autobahn fuhren wir bis nach Bludenz und von dort hinauf ins Brandner Tal bis zum Parkplatz Schattenlagant. Dort kamen wir um 12:15 Uhr an, schulterten unsere Rucksäcke und stiegen in einer guten Stunde Gehzeit über den "Bösen Tritt" hinauf zur Douglass Hütte, die auf einer Höhe von 1978 m an der Staumauer des Lünersees liegt.

Nachdem wir unser Quartier bezogen hatten, brachen wir um 15:30 Uhr zum Rundgang um den Lünersee auf. Um 16:30 Uhr erreichten wir die Lüner See Alpe, die auf der anderen Seite des Sees am Übergang zum Gafalljoch und zum Schweizer Tor liegt. Nach einer kurzen Rast gingen wir dann in Richtung Hütte zurück. Kurz vor der Hütte, die wir um 17:30 Uhr erreichten, trafen wir Ralf und seinen Freund Christoph. Sie waren aus München angereist und wollten sich an unserer geplanten Tour beteiligen. Nach dem Abendessen wurde die Planung für den nächsten Tag beschlossen. Mit wenig Gepäck sollte es über die Lüner Krinne zum Saulajoch gehen, von dort auf den 2517 m hohen Saulakopf und über den Saulajochsteig zurück zur Hütte. Hier sollte dann das restliche Gepäck aufgenommen werden um anschließend zur 2380 m hoch gelegenen Totalphütte aufzusteigen.

Samstag, 23. August 2003

Der Blick aus dem Fenster um 6:30 Uhr erfüllte unsere Erwartungen an das Wetter, strahlend blauer Himmel überspannte das Brandner Tal, kein Wölkchen war zu sehen, wir konnten uns auf einen schönen Tag freuen. Wir machten uns fertig, gingen zum Frühstück und brachen um 7:50 Uhr zu unserer Wanderung zum Saulakopf auf. Der erste Teil des Weges lag noch im Schatten und führte uns über die Staumauer 160 Höhenmeter hinauf zur Lüner Krinne 2155 m, die wir so gegen 8:45 Uhr erreichten. Im Rückblick schauten wir zum Lüner See und zur Schesaplana (2965 m), dem Ziel für den nächsten Tag. In nordwestlicher Richtung breitete sich zu unseren Füßen das Rellstal aus, der Blick reichte darüber hinaus bis ins Montafon mit seinen Bergen. Nach einer kurzen Rast wanderten wir über den Lüner Weg hinab zum Gipsköpfle (1937 m), das wir gegen 9:30 Uhr erreichten. Von hier bot sich ein schöner Blick zur steil über der Heinrich Hueter Hütte aufragenden Zimba ( 2634m) und zu unserem heutigen Ziel, dem 2517 m Saulakopf. Dazu stiegen wir nach kurzer Rast hinauf zum Saulajoch (2037 m Ankunft 10:09 Uhr). Von hier ging's zuerst über einen steilen Wiesenhang und später über Fels, den man im oberen Teil auch schon mal anfassen musste, in einer guten Stunde hinauf zum Gipfel (2517 m), auf dem wir in einer langen Rast die hervorragende Aussicht genossen. In nordöstlicher Richtung schauten wir zur Zimba, hinab ins Montafon, zu den Seen von Latschau und zum Verwallgebirge. Im Süden begrenzte die Silvretta die Horizontlinie und davor standen in der Nähe die Schaustücke des Rätikons, Sulzfluh, Drei Türme und Drusenfluh. Dann folgten die Kirchlispitzen, der Lüner See, darüber das Gaffaljoch, das den Übergang in die Schweiz ermöglicht und westlich über dem See baute sich der Schesaplanastock auf und direkt über dem See der Seekogel. Nach langem Schauen stiegen wir um etwa 12:15 Uhr von dieser herrlichen Aussichtswarte hinab zum Saulajoch und wanderten über den Saulajochsteig zurück zur Douglass Hütte am Lünersee (Ankunft 14:15 Uhr). Hier hielten wir die verdiente Mittagsrast, die ein Alphornspieler musikalisch untermalte. Dann wurde das restliche Gepäck in den Rucksäcken verstaut und um 15:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Totalp Hütte.

Der Weg führte zuerst in südwestlicher Richtung am Seeufer entlang und nach einer viertel Stunde Gehzeit in westlicher Richtung durch Wiesengelände und später durch Schrofen schweißtreibend hinauf zur 2385 m hoch gelegen Hütte, die wir um 16:15 Uhr erreichten und wo wir unser vorbestelltes Quartier bezogen. Lange saßen wir noch in der Abendsonne und genossen den Blick hinab zum See, zur Sulzfluh, den Drei Türmen und zur Drusenfluh und in westlicher Richtung in die Schweiz. Penoorie war sehr erfreut, hatte er hier auf der Hütte doch einen alten Bekannten aus Lukla (Nepal) getroffen, der den Sommer über dem Wirt zur Hand ging. Auch in der Küche waren noch drei Nepalis beschäftigt, so das er sich hier in der Fremde in seiner Heimat- sprache unterhalten konnte. In der Nähe der Hütte hatten diese Sherpas nach buddhistischem Brauch eine Gompa errichtet und ließen die Gebetsfahnen im Winde wehen. Als die Sonne langsam unterging, suchten wir uns in der Hütte einen Platz, nahmen das Abendessen ein, regulierten unseren Flüssigkeitshaushalt mit diversen Getränken und bezogen um 21:45 Uhr unser Nachtlager.

Sonntag, 24. August 2003


Um 6:00 Uhr der obligatorische Blick aus dem Fenster. Die erste Morgenröte kennzeichnete die Horizontlinie. Jetzt begann das übliche Ritual, aufstehen, Katzenwäsche, Frühstücken, Rucksack packen und den immer wieder herrlichen Sonnenaufgang bewundern. Um 7:50 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Schesaplana. Zuerst ging es flach über das Gelände der Totalp, danach durchstiegen wir einen Felsriegel und hielten auf einer Höhe von 2710 m an der Wegteilung Schesaplana, Schesaplana Hütte die erste Rast. Bei der nächsten kurzen Pause, um 9:25 Uhr, befanden wir uns schon kurz unter dem Gipfelaufschwung auf einer Höhe von 2800 m. Das letzte Wegstück bis zu einer Scharte unter dem Gipfel, wo sich die Wege von der Schesaplana Hütte, der Mannheimer Hütte und der Totalphütte treffen, erforderte nochmals volle Konzentration. Von dort stiegen wir über einen guten Steig die letzten Höhenmeter zum 2965 m hohen Gipfel an, den wir um 9:53 Uhr erreichten.

Hermann hatte die Order den Aufstieg zu fotografieren, so dass uns Zeit genug blieb, uns zum Geburtstagsständchen für ihn am Kreuz zu versammeln. Viele Bergsteiger stimmten mit ein, so dass der Chor ein großes Stimmvolumen erhielt. Wir genossen die warme Sonne, den Sekt den Hermann mit herauf geschleppt hatte und die schöne Aussicht, die leider durch den Dunst in der Ferne etwas eingeschränkt war. Trotzdem reichte der Blick bis in die benachbarte Silvretta, die Bernina, in die Glaner Alpen und ins Rheintal bei Chur. Auch der Tiefblick zum 1000 Meter tiefergelegenen See, hinab nach Brand bis hinaus nach Bludenz sowie ins Verwallgebirge war schon gewaltig. Unser Tagesziel, die 2679 m hoch gelegene Mannheimer Hütte, lag auf der anderen Seite des Brandner Gletschers auf einer Felsrippe. Etwa zwei Stunden hielten wir uns auf dem Gipfel auf.Ralf und Christoph waren inzwischen zur Douglass Hütte abgestiegen, sie mussten am Abend wieder in München sein. Wir stiegen um 12:00 Uhr vom Gipfel ab in Richtung Schafjoch, dem Übergang auf den Brandner Gletscher.

Hier legten wir die Grödel an, die wir auf der Totalphütte gegen eine Leihgebühr von 3 € geliehen hatten. Der Gletscher war gänzlich ausgeapert und in den Steilstücken ziemlich glatt, so dass wir froh waren, die Grödel an den Füßen zu haben. Um 14:15 Uhr hatten wir die Querung des Gletschers hinter uns und waren an der Mannheimer Hütte angelangt.

Nachdem wir etwas getrunken und Quartier für die Nacht gemacht hatten, machten wir uns um 16:17 Uhr auf den Weg zum Hausberg der Hütte, dem 2788 m hohen Brandner Wildberg. Kurz vor dem Gipfel war eine kleine Kletterstelle zu überwinden, es war die einzige Schwierigkeit, dann hatten wir um 16:38 Uhr den kleinen Gipfel erreicht. Von hier fiel der Blick ins Zalimtal, durch das wir am nächsten Morgen hinab nach Brand wandern wollten. Der Abstieg ins Zalimtal führt über den Leiberweg. Auf diesem Weg ist der 800 m hohe Steilabfall des Panüler Kopfes zu überwinden. Vom Gipfel selbst waren nur Teilstücke des Weges im Felsengewirr zu erkennen. Um 17:30 machten wir uns auf den Rückweg zur Hütte, die wir so gegen 17:30 Uhr erreichten. Wir nahmen das Abendessen ein und tranken das eine oder andere Bier auf die Gesundheit von unserem Geburtstagskind Hermann. Auf unseren Antrag hin, schob der Hüttenwirt die um 22:00 Uhr beginnende Hüttenruhe bis 22:45 hinaus. Mit der richtigen Bettschwere suchten wir das Lager auf und schliefen dem nächsten Tag entgegen.

Montag, 25. August 2003

Dieser begann nach einer erholsamen Nacht um 6:30 Uhr. Nach den üblichen Tätigkeiten am Tagesbeginn verließen wir um 8:04 die Mannheimer Hütte, um über den Leiberweg ins Zalimtal hinabzusteigen. Hier war höchste Konzentration erforderlich, denn ein Rutscher oder Sturz hätte erst im Zalimtal sein Ende gefunden. Über Stufen und an Drahtseilversicherungen entlagen führt uns der Weg quer durch die 800 m steil abfallende Wand allmählich immer tiefer. Zuletzt ging's dann über einen begrünten Hang hinab zur 1930 m hoch gelegenen Oberzalimhütte, die wir um 9:50 Uhr erreichten. Unsere Bedienung aus der Mannheimer Hütte, die uns dort oben noch das Frühstück gereicht hatte, war auch schon hier, sie hatte den leichteren Weg gewählt und war mit der Materialseilbahn zur Hütte hinabgefahren. So konnte sie hier ihre Arbeit sogleich fortsetzen und uns mit Getränken versorgen.

Um 10:40 Uhr verließen wir die Hütte, wanderten durch das Zalimtal hinab, zuletzt durch die Glingaschlucht, nach Brand, wo unsere Bergwanderung um 12:45 Uhr ihr glückliches Ende fand. Auf der Rückfahrt legten wir dann in Kandel in der Pfalz noch eine lange Rast ein und nahmen in einem Biergarten unser Abenessen ein. So gegen 21:30 Uhr waren wir, mit vielen Erinnerungen an schöne Tage im Rätikon, wieder zu Hause,