Um fünf Uhr holte
mich Hermann zu Hause ab. Josef war schon im Auto. Ich lud meine Sachen ein und wir
fuhren über Bitburg zum Rasthaus Meilbrück, wo Matthias und Penoorie Sherpa
auf uns warteten. Unsere weitere Wegstrecke führte uns durch die Pfalz nach Karlsruhe.
Hier nahmen wir die Autobahn nach Stuttgart und weiter über die A 8 in Richtung
Ulm. Von dort ging's über die A 7 bis nach Memmingen, wo wir in Richtung Lindau
abzweigten. Durch den Pfänder Tunnel und die folgende Autobahn fuhren wir bis
nach Bludenz und von dort hinauf ins Brandner Tal bis zum Parkplatz Schattenlagant.
Dort kamen wir um 12:15 Uhr an, schulterten unsere Rucksäcke und stiegen in einer
guten Stunde Gehzeit über den "Bösen Tritt" hinauf zur Douglass
Hütte, die auf einer Höhe von 1978 m an der Staumauer des Lünersees
liegt.
Nachdem wir unser Quartier bezogen
hatten, brachen wir um 15:30 Uhr zum Rundgang um den Lünersee auf. Um 16:30 Uhr
erreichten wir die Lüner See Alpe, die auf der anderen Seite des Sees am Übergang
zum Gafalljoch und zum Schweizer Tor liegt. Nach einer kurzen Rast gingen wir dann
in Richtung Hütte zurück. Kurz vor der Hütte, die wir um 17:30 Uhr erreichten,
trafen wir Ralf und seinen Freund Christoph. Sie waren aus München angereist und
wollten sich an unserer geplanten Tour beteiligen. Nach dem Abendessen wurde die Planung
für den nächsten Tag beschlossen. Mit wenig Gepäck sollte es über
die Lüner Krinne zum Saulajoch gehen, von dort auf den 2517 m hohen Saulakopf
und über den Saulajochsteig zurück zur Hütte. Hier sollte dann das restliche
Gepäck aufgenommen werden um anschließend zur 2380 m hoch gelegenen Totalphütte
aufzusteigen.
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Der Blick aus dem
Fenster um 6:30 Uhr erfüllte unsere Erwartungen an das Wetter, strahlend blauer
Himmel überspannte das Brandner Tal, kein Wölkchen war zu sehen, wir konnten
uns auf einen schönen Tag freuen. Wir machten uns fertig, gingen zum Frühstück
und brachen um 7:50 Uhr zu unserer Wanderung zum Saulakopf auf. Der erste Teil des
Weges lag noch im Schatten und führte uns über die Staumauer 160 Höhenmeter
hinauf zur Lüner Krinne 2155 m, die wir so gegen 8:45 Uhr erreichten. Im Rückblick
schauten wir zum Lüner See und zur Schesaplana (2965 m), dem Ziel für den
nächsten Tag. In nordwestlicher Richtung breitete sich zu unseren Füßen
das Rellstal aus, der Blick reichte darüber hinaus bis ins Montafon mit seinen
Bergen. Nach einer kurzen Rast wanderten wir über den Lüner Weg hinab zum
Gipsköpfle (1937 m), das wir gegen 9:30 Uhr erreichten. Von hier bot sich ein
schöner Blick zur steil über der Heinrich Hueter Hütte aufragenden Zimba
( 2634m) und zu unserem heutigen Ziel, dem 2517 m Saulakopf. Dazu stiegen wir nach
kurzer Rast hinauf zum Saulajoch (2037 m Ankunft 10:09 Uhr). Von hier ging's zuerst
über einen steilen Wiesenhang und später über Fels, den man im oberen
Teil auch schon mal anfassen musste, in einer guten Stunde hinauf zum Gipfel (2517
m), auf dem wir in einer langen Rast die hervorragende Aussicht genossen. In nordöstlicher
Richtung schauten wir zur Zimba, hinab ins Montafon, zu den Seen von Latschau und zum
Verwallgebirge. Im Süden begrenzte die Silvretta die Horizontlinie und davor standen
in der Nähe die Schaustücke des Rätikons, Sulzfluh, Drei Türme
und Drusenfluh. Dann folgten die Kirchlispitzen, der Lüner See, darüber das
Gaffaljoch, das den Übergang in die Schweiz ermöglicht und westlich über
dem See baute sich der Schesaplanastock auf und direkt über dem See der Seekogel.
Nach langem Schauen stiegen wir um etwa 12:15 Uhr von dieser herrlichen Aussichtswarte
hinab zum Saulajoch und wanderten über den Saulajochsteig zurück zur Douglass
Hütte am Lünersee (Ankunft 14:15 Uhr). Hier hielten wir die verdiente Mittagsrast,
die ein Alphornspieler musikalisch untermalte. Dann wurde das restliche Gepäck
in den Rucksäcken verstaut und um 15:00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Totalp
Hütte.
Der Weg führte zuerst in südwestlicher Richtung am Seeufer entlang und nach
einer viertel Stunde Gehzeit in westlicher Richtung durch Wiesengelände und später
durch Schrofen schweißtreibend hinauf zur 2385 m hoch gelegen Hütte, die
wir um 16:15 Uhr erreichten und wo wir unser vorbestelltes Quartier bezogen. Lange
saßen wir noch in der Abendsonne und genossen den Blick hinab zum See, zur Sulzfluh,
den Drei Türmen und zur Drusenfluh und in westlicher Richtung in die Schweiz.
Penoorie war sehr erfreut, hatte er hier auf der Hütte doch einen alten Bekannten
aus Lukla (Nepal) getroffen, der den Sommer über dem Wirt zur Hand ging. Auch
in der Küche waren noch drei Nepalis beschäftigt, so das er sich hier in
der Fremde in seiner Heimat- sprache unterhalten konnte. In der Nähe der Hütte
hatten diese Sherpas nach buddhistischem Brauch eine Gompa errichtet und ließen
die Gebetsfahnen im Winde wehen. Als die Sonne langsam unterging, suchten wir uns in
der Hütte einen Platz, nahmen das Abendessen ein, regulierten unseren Flüssigkeitshaushalt
mit diversen Getränken und bezogen um 21:45 Uhr unser Nachtlager.
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Um 6:00 Uhr der obligatorische
Blick aus dem Fenster. Die erste Morgenröte kennzeichnete die Horizontlinie. Jetzt
begann das übliche Ritual, aufstehen, Katzenwäsche, Frühstücken,
Rucksack packen und den immer wieder herrlichen Sonnenaufgang bewundern. Um 7:50 Uhr
machten wir uns auf den Weg zur Schesaplana. Zuerst ging es flach über das Gelände
der Totalp, danach durchstiegen wir einen Felsriegel und hielten auf einer Höhe
von 2710 m an der Wegteilung Schesaplana, Schesaplana Hütte die erste Rast. Bei
der nächsten kurzen Pause, um 9:25 Uhr, befanden wir uns schon kurz unter dem
Gipfelaufschwung auf einer Höhe von 2800 m. Das letzte Wegstück bis zu einer
Scharte unter dem Gipfel, wo sich die Wege von der Schesaplana Hütte, der Mannheimer
Hütte und der Totalphütte treffen, erforderte nochmals volle Konzentration.
Von dort stiegen wir über einen guten Steig die letzten Höhenmeter zum 2965
m hohen Gipfel an, den wir um 9:53 Uhr erreichten.
Hermann hatte die Order den Aufstieg zu fotografieren, so dass uns Zeit genug blieb,
uns zum Geburtstagsständchen für ihn am Kreuz zu versammeln. Viele Bergsteiger
stimmten mit ein, so dass der Chor ein großes Stimmvolumen erhielt. Wir genossen
die warme Sonne, den Sekt den Hermann mit herauf geschleppt hatte und die schöne
Aussicht, die leider durch den Dunst in der Ferne etwas eingeschränkt war. Trotzdem
reichte der Blick bis in die benachbarte Silvretta, die Bernina, in die Glaner Alpen
und ins Rheintal bei Chur. Auch der Tiefblick zum 1000 Meter tiefergelegenen See, hinab
nach Brand bis hinaus nach Bludenz sowie ins Verwallgebirge war schon gewaltig. Unser
Tagesziel, die 2679 m hoch gelegene Mannheimer Hütte, lag auf der anderen Seite
des Brandner Gletschers auf einer Felsrippe. Etwa zwei Stunden hielten wir uns auf
dem Gipfel auf.Ralf und Christoph waren inzwischen zur Douglass Hütte abgestiegen,
sie mussten am Abend wieder in München sein. Wir stiegen um 12:00 Uhr vom Gipfel
ab in Richtung Schafjoch, dem Übergang auf den Brandner Gletscher.
Hier legten wir die Grödel an, die wir auf der Totalphütte gegen eine Leihgebühr
von 3 geliehen hatten. Der Gletscher war gänzlich ausgeapert und in den
Steilstücken ziemlich glatt, so dass wir froh waren, die Grödel an den Füßen
zu haben. Um 14:15 Uhr hatten wir die Querung des Gletschers hinter uns und waren an
der Mannheimer Hütte angelangt.
Nachdem wir etwas getrunken und Quartier für die Nacht gemacht hatten, machten
wir uns um 16:17 Uhr auf den Weg zum Hausberg der Hütte, dem 2788 m hohen Brandner
Wildberg. Kurz vor dem Gipfel war eine kleine Kletterstelle zu überwinden, es
war die einzige Schwierigkeit, dann hatten wir um 16:38 Uhr den kleinen Gipfel erreicht.
Von hier fiel der Blick ins Zalimtal, durch das wir am nächsten Morgen hinab nach
Brand wandern wollten. Der Abstieg ins Zalimtal führt über den Leiberweg.
Auf diesem Weg ist der 800 m hohe Steilabfall des Panüler Kopfes zu überwinden.
Vom Gipfel selbst waren nur Teilstücke des Weges im Felsengewirr zu erkennen.
Um 17:30 machten wir uns auf den Rückweg zur Hütte, die wir so gegen 17:30
Uhr erreichten. Wir nahmen das Abendessen ein und tranken das eine oder andere Bier
auf die Gesundheit von unserem Geburtstagskind Hermann. Auf unseren Antrag hin, schob
der Hüttenwirt die um 22:00 Uhr beginnende Hüttenruhe bis 22:45 hinaus. Mit
der richtigen Bettschwere suchten wir das Lager auf und schliefen dem nächsten
Tag entgegen.
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Dieser begann nach
einer erholsamen Nacht um 6:30 Uhr. Nach den üblichen Tätigkeiten am Tagesbeginn
verließen wir um 8:04 die Mannheimer Hütte, um über den Leiberweg ins
Zalimtal hinabzusteigen. Hier war höchste Konzentration erforderlich, denn ein
Rutscher oder Sturz hätte erst im Zalimtal sein Ende gefunden. Über Stufen
und an Drahtseilversicherungen entlagen führt uns der Weg quer durch die 800 m
steil abfallende Wand allmählich immer tiefer. Zuletzt ging's dann über einen
begrünten Hang hinab zur 1930 m hoch gelegenen Oberzalimhütte, die wir um
9:50 Uhr erreichten. Unsere Bedienung aus der Mannheimer Hütte, die uns dort oben
noch das Frühstück gereicht hatte, war auch schon hier, sie hatte den leichteren
Weg gewählt und war mit der Materialseilbahn zur Hütte hinabgefahren. So
konnte sie hier ihre Arbeit sogleich fortsetzen und uns mit Getränken versorgen.
Um 10:40 Uhr verließen wir die Hütte, wanderten durch das Zalimtal hinab,
zuletzt durch die Glingaschlucht, nach Brand, wo unsere Bergwanderung um 12:45 Uhr
ihr glückliches Ende fand. Auf der Rückfahrt legten wir dann in Kandel in
der Pfalz noch eine lange Rast ein und nahmen in einem Biergarten unser Abenessen ein.
So gegen 21:30 Uhr waren wir, mit vielen Erinnerungen an schöne Tage im Rätikon,
wieder zu Hause,
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